Frankenhausen wurde erstmals 1315 erwähnt (Herleitung siehe weiter unten), heute hat das Dorf über 700 Einwohner.
Frankenhausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Mühltal im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg und liegt auf einer Höhe von 316-340 Metern im vorderen Odenwald.
Die Natur in der Umgebung läd zum Wandern oder Biken ein.
Falls Du unser Dorf noch nicht kennst, schaue Dir die Bilder an oder komme einfach vorbei und lerne das Dorf persönlich kennen.
Historische Bilder:
Zeilstraße 38: Das Wohnhaus der „Altehanjers“. Mit „Hanjer“ (Johannes) ist in zweiter Generation Johann Georg Knell (1826 – 1908) gemeint, der 82 Jahre alt wurde, also „Altehanjer“. 5 Generationen lang lebten die Knells in diesem Haus. Das Bild stammt aus dem Jahr 1925 und zeigt die Hausbewohner: hinten von links Elisabeth Knell und M. Knell geb. Storck mit ihren Kindern Elisabeth (links) und Adam. Der kleine Adam ist unserer Generation bekannt als der letzte Schäfer in Frankenhausen.
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Der Römerweg (früher Schulstraße) Ende der 50er Jahren. Der obere Teil der Straße ist noch nicht bebaut. Im Hintergrund sieht man das frühere Spritzenhaus mit Schultoilette und rechts ein Teil der Kirche. Der 1954 gegründete Spielmannszug spielt wahrscheinlich für ein Feuerwehrereignis und trägt deshalb die Feuerwehrkleidung. Der Stabführer ist zu dieser Zeit Hans Spagl, die Lira spielt Ernst Knell. | |
Die Luftaufnahme stammt vom August 1993 von K. Schmidt.
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Wie alt ist Frankenhausen?
In der Mühltal-Post vom September 2022 wird das Alter von Trautheim von Gernot Scior mit 150 Jahren angegeben. Der Bankier Heinrich Karl Bopp baute auf dem Trautheimer Gebiet 1871 das erste Wohnhaus.
Wow!!
Das ist wohl eine Seltenheit, den Beginn eines Ortes genau auf eine Jahreszahl datieren zu können. Für die anderen Mühltaler Ortschaften, so auch Frankenhausen, ist dies nicht so einfach bzw. unmöglich.
Einerseits sind die Ortschaften wesentlich älter, andererseits ist die Urkunden- bzw. Dokumentenlage nicht so eindeutig wie im Falle von Trautheim. Auch gingen viele Dokumente im Laufe der Jahrhunderte verloren.
Man findet zwar im Hessischen Landesarchiv eine Übersicht mit Urkunden aus dem Mittelalter, die mit Frankenhausen in Verbindung gebracht werden können, aber die Vollständigkeit, hier alle Urkunden zu unserem Ort zu finden, ist nicht sicher.
Auch wird es wohl keine Urkunde geben, die den Bau des ersten Wohnhauses oder der ersten Hofreite in Frankenhausen beschreibt.
Wie alt ist also Frankenhausen aufs Jahr genau?
Dies kann niemand sagen. Man kann das Alter von Frankenhausen nur mittelbar über Urkunden, die zu einem anderen Zweck geschrieben wurden, in etwa bestimmen.
Dr. Wendel Mertz, der ortsansässige Chronist des letzten Jahrhunderts, nennt in seinem Heimatbuch aus dem Jahr 1955 als Ersterwähnung für Frankenhausen das Jahr 1402 und bezieht sich dabei auf das Marburger Copialbuch.
Ist Frankenhausen also zum jetzigen Zeitpunkt 620 Jahre alt? - Nein.
Bei meiner Suche nach der Historie der Grafen von Katzenelnbogen in Wikipedia bin ich auf ein Ereignis aus dem Jahre 1356 gestoßen. Dieses Ereignis beschreibt Karl Wilfried Hamel in seinem Buch „Auerbacher Schloß“ aus dem Jahre 1997.
Zitat Seiten 123 und 126:
„1356 – Ein riesiges Erdbeben erschüttert am 18. Oktober den Oberrheingraben – von der Schweiz bis hin zum Main. Zahlreiche Städte, Dörfer und Burgen werden davon betroffen; vieles stürzt ein: das Baseler Münster, viele Häuser [...]. Hierbei ist auch in der Kernburg auf dem Auerberg [später Auerbacher Schloss] der große, dicke Bergfried eingestürzt und auf die östlichen und südöstlichen Gebäude gefallen.“
Der Besitzer der halb zerstörten Burganlage, Graf Dieter der VIII. von Katzenelnbogen, ließ in den nächsten Jahrzehnten eine der modernsten Burganlagen seiner Zeit auf dem Auerberg errichten. Durch diesen Burgbau und anderen Ausgaben verschuldete sich der Graf hoch.
Zitat auf der Seite 127: „Graf Dieter v. K. […] [verpfändete] an Erzbischof Adolf von Mainz für 500 fl. seine Dörfer.“
Es folgt eine Aufzählung aus dem Jahr 1384 von über 20 Dörfern und vielen Wiesen und Äckern. In dieser Aufzählung sind Frankenhausen, Ramstadt und Oberbeerbach mit dabei.
Ist Frankenhausen also zum jetzigen Zeitpunkt 638 Jahre alt? - Nein.
Leider wurde zu der Verpfändung der Dörfer von mir noch keine Urkunde gefunden, so dass dieses Ereignis noch unbestätigt bleibt.
Angespornt davon, dass es Geschichten und wahrscheinlich auch Urkunden gibt, die Frankenhausens Ersterwähnung noch weiter in die Vergangenheit schieben, begab sich Steffen Niemann auf die Suche und er wurde fündig.
Er fand im Februar 2021 ein Abgaberegister aus dem Jahr 1315 - „am Fest des heiligen Erzengels Michael“ (29. September).
Hier werden Abgaben aufgeführt, die Frankenhausen für den Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen zu leisten hatte. Steffen nahm Kontakt zum Marburger Archiv auf und bekam von einem zuständigen Archivar, Dr. Eichler, Antwort. Er bestätigte, dass das Abgaberegister als Ersterwähnung für unser Dorf geeignet ist, auch wenn es sich nicht um eine Urkunde handelt. Wenn Frankenhausen ein Dorf-Jubiläum feiern möchte, müsste aber zuerst noch ein Gutachten erstellt werden, dass man dies offiziell begehen kann.
Somit ist Frankenhausen am 29. September im Jahr 2022, laut diesem Register,
707 Jahre alt.
Im Übrigen: Traisa feierte im Jahr 2016 sein 700-jähriges Bestehen. In dem Abgaberegister ist auch der Ort Traisa aufgeführt. Würde ein Gutachten Frankenhausens Ersterwähnung auf das Jahr 1315 bestätigen, wäre auch Traisa 1 Jahr älter.
Nieder-Beerbachs Ersterwähnung liegt im Jahr 1318.
Waschenbach wurde 1340 urkundlich das erste Mal erwähnt.
Nieder-Ramstadt ist laut urkundlicher Ersterwähnung aus dem Jahr 1190 832 alt.
Alle diese Ersterwähnungen sagen nichts darüber aus, wie alt ein Dorf oder eine Stadt tatsächlich ist. Als Jahrfeier sind sie aber ausschlaggebend.
Trautheim bleibt in Mühltal hier eine Ausnahme – der Jahrestag scheint unverrückbar. Bei allen anderen Ortschaften in Mühltal sind Veränderungen der Ersterwähnung immer noch möglich, siehe Frankenhausen und Traisa.
Frankenhausen, am 10.09.2022
J. Schmidt